Chronik des Musikverein Wolfegg e. V.
Die Geschichte hinter der Geschichte von Alexander Hepp.
Die Wolfegger Musikkultur hat ihre Wurzeln im kirchlichen und standesherrschaftlichen Umfeld. Die Pflege der Kirchenmusik unterlag bis zur Säkularisation hauptsächlich dem Chorherrenstift. Die Wolfegger Chorknaben waren die tragende Säule der Kirchenmusik in Wolfegg.
Auch das Fürstliche Haus in Wolfegg ist seit Jahrhunderten für sein musikalisches Engagement bekannt. Die Tradition der gepflegten höfischen Salon- und Konzertmusik lebt noch heute in den „Internationalen Wolfegger Konzerten“ auf Schloss Wolfegg weiter. Die überaus reiche Musiksammlung im Fürstlichen Gesamtarchiv Wolfegg zeigt, welch hohe Musikkultur schon vor Jahrhunderten in Wolfegg gepflegt wurde. So gab es nachweislich seit 1797 ein Hoforchester in Wolfegg, das sowohl zu kirchlichen wie weltlichen Anlässen aufspielte. In der Chronik von Monsignore Robert Mayer zu den Tagebuchaufzeichnungen des Schülers Carl Rugel von Wolfegg vom Jahre 1806/07 wird berichtet: „Heute kennt Wolfegg nur noch die mehr oder weniger wundervolle preußische Blasmusik, und damals erklangen in Wolfegg die zierlichen, graziösen Rokokoserenaden und Tänze, so am Namenstag des Fürsten Josef, am 19. März 1807“. Am 3. November 1806 wurde nach Rugels Tagebuchaufzeichnungen in der Stiftskirche ein „musizierendes Amt“ unter der Leitung des hauptamtlichen Wolfegger Musikdirektors Hafner aufgeführt. Ebenso gab es an Ostern 1807 eine „musizierte Vesper“.
Anfang des 19. Jahrhunderts kam es in unserer Gegend zu einem musikalischen Wandel. Als Folge der Säkularisation wurden viele höfische und kirchliche Traditionen abgelegt. An verschiedenen Orten Oberschwabens hatten sich weltliche Musikgruppen oder -gesellschaften nach preußisch-militärischem Vorbild zu sogenannten „Türkischen Musiken“ zusammengeschlossen. Diese bestanden anfangs oft noch gemischt aus Streichern, Holz-, Blech- und Schlaginstrumenten. Doch schon bald sind die Streicher und Holzblasinstrumente aus den Orchestern gänzlich verschwunden. Von kirchlicher Seite war dieses weltliche Musikspiel nicht gerne gesehen. Die Wolfegger Musikkapelle hatte deswegen teilweise bis Mitte des 20. Jahrhunderts einen schweren Stand überhaupt in der Stiftskirche eine angemessene Choralmusik darbieten zu dürfen. Die Musikkapelle Wolfegg war bemüht, wie aus der Vereinschronik ersichtlich, dass ihr „doch noch eine bessere Aufmerksamkeit von der Pfarrei zu teil werde“.
In anderen Gemeinden waren die weltlichen Kapellen durchaus auch von kirchlicher Seite akzeptiert. So hat zum Beispiel die Bergatreuter Musikkapelle schon Mitte des 18. Jahrhunderts hauptsächlich kirchliche Feierlichkeiten umrahmt, weil hier der Ursprung, ähnlich der höfischen Musik in Wolfegg, von der Kirchenmusik und nicht vom militärischen Musikspiel ausging. Wenngleich auch in Bergatreute die „Türkische Musik“ Einzug hielt, so sind dort auch später die Streich- und Holzblasinstrumente noch gespielt worden.
In Wolfegg gründeten wohl im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts Veteranen der letzten Kriege eine weltliche Musikkapelle. Einzelne Musikbegeisterte haben sich nach einer angeblich 1929 gefertigten Notiz des früheren Wolfegger Bürgermeisters Franz Neff um das Jahr 1830 zu einer Musikgesellschaft zusammengefunden. Dabei sollen Musiker aus dem Ortsteil Rötenbach mit den Wolfeggern zusammen musiziert haben. Rötenbach hatte zu dieser Zeit demnach noch keine eigene Musikkapelle. Wie lange diese musikalische Harmonie Bestand hatte, ist nicht belegbar.
Im Jahr 1848/49 formierte sich in Wolfegg wegen der allgemein politisch schwierigen Lage eine Bürgerwehr. Am 10. Oktober 1848 ließen sich elf Männer in Wolfegg zu einem „Musik Corps“ aufstellen. Sie verpflichteten sich im Gründungsdokument zu regelmäßigen Proben. Vielleicht waren es dieselben musikbegeisterten Männer, die schon Jahre zuvor die erste weltliche Musikkapelle in Wolfegg gegründet hatten. Die Dauer dieser musikalischen Zusammensetzung währte nicht lange, denn schon 1851 wurde durch die Aufhebung der Bürgerwehren auch das Musikcorps zwangsläufig aufgelöst.
Schriftführer Josef Schmitt hat 1949 bei der Erstellung seiner Chronik alte Musikkameraden zur Wolfegger Musikgesellschaft befragt. Hier hatte der Bassist Sebastian Neuner von Wolfeggerberg, der laut Schmitts Aufschrieben „ein urfideles Wesen“ war, ausgesagt, dass vor dem Jahr 1870 ein Herr Sapper Dirigent der Wolfegger Musik gewesen sei. Sapper soll Angestellter in der Papierfabrik in der Höll gewesen sein.
Die alte Wolfegger Musikgesellschaft hatte, wohl nicht zuletzt durch mangelnde Jungmusikerausbildung und finanzielle Not sowie vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 geschwächt, nur noch eine kleine Besetzung. So fanden sich am 30. Juli 1880 in Wolfegg 12 Personen, bestehend aus früheren Musikern und musikbegeisterten Feuerwehrmännern unter der Leitung des Musikdirektors Karl Grupp, zusammen, um folgende Entscheidung zu treffen:
„Die unterzeichneten Mitglieder der seitherigen Wolfegger Musikgesellschaft verpflichten sich hiermit zum Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr, um mit den bei diesem Verein schon befindlichen Musikern eine „Feuerwehr=Musick“ zu bilden. Zu diesem Beschlusse unterstellen sie sich vollständig dem Kommando der freiwilligen Feuerwehr und fügen sich der Leitung des Feuerwehr-Mitgliedes und Musick Meisters Grupp von Samhof sowohl bei den Musick-Proben als auch bei musikalischen Unterhaltungen etc. Die Mitglieder der Feuerwehrmusick kleiden sich auf eigene Rechnung ähnlich den übrigen Feuerwehr-Männern, wogegen die Anschaffung von Musikalien (Noten,etc.) auf Rechnung der Feuerwehrkasse geschieht. Die Einnahmen bei öffentlichen Productionen, bei welchen die Feuerwehr betheiligt ist, sollen in die Feuerwehrkasse. ...“
Karl Grupp, Lehrersohn aus Bergatreute und später wohnhaft in Samhof, war somit erster und zugleich auch letzter Dirigent dieser Feuerwehrmusik. Grupp leitete, wie sein Vater in Bergatreute, in Wolfegg nebenbei noch Liederkranz und Kirchenchor. Schon 3 Jahre später legte Grupp das Amt des Dirigenten nieder und zog wieder nach Bergatreute.
Bereits 1883 trennte sich die Musikgesellschaft wieder von der Freiwilligen Feuerwehr Wolfegg. Von 1883 bis 1888 war Jodok Unold, Kaminfegermeister und Gastwirt in Pfarr, Dirigent der nunmehr neunköpfigen Musikgesellschaft. In dieser Zeit schrieb der Fürstliche Forstgehilfe Ulrich Locher von Wolfegg ein noch vorhandenes Partiturbuch für die Wolfegger Musikgesellschaft. Anhand dieser Noten ist ersichtlich, dass die Musikgesellschaft Wolfegg ohne Holzblasinstrumente musizierte. Einzelne Kompositionen daraus werden im Jubiläumsjahr neu arrangiert. Das Partiturbuch wurde teilweise bis zum Jahr 1908 von Komponist Dinser aus Mengen ergänzt. 1885 entstand das erste Foto der Wolfegger Musikgesellschaft am Gasthaus Hirsch in Pfarr.
Schmitt berichtet 1949 in seiner Chronik, dass es 1888 zu Unstimmigkeiten in der Kapelle gekommen war und eine Auflösung im selben Jahr erfolgte. Er schreibt auch, dass dieser Zustand bis 1892 so blieb und während dieser Zeit in Wolfegg die Musikkapelle aus Bergatreute spielte.
Die von der alten Musikgesellschaft Wolfegg übrig gebliebenen Mitglieder sammelten sich unter der Leitung von Musikdirektor Josef Mittelberger von Wolfeggerberg am 1. April 1892 zur Neugründung einer Kapelle. Aufschriebe dieser Kapelle werden ab 1908 von Schriftführer und Kassier Friedrich Martin aus Wassers geführt. Am 12. März 1908 beschließen 19 Mitglieder die ersten „Statuten der Musikgesellschaft Wolfegg“. Der Zweck dieser Gesellschaft soll sein, so wird unter § 2 aufgeführt, „durch Musikvorträge u. gesellige Unterhaltung ein Vergnügen zu schaffen, kirchliche u. weltliche Festlichkeiten in der Pfarrei zu verschönern,...“. Der Mitgliedsbeitrag dieser nur aus aktiven Mitgliedern bestehenden Gesellschaft wird auf jährlich 1 Mark festgelegt. Ebenso werden die aktiven Mitglieder „vom Musickdirektor zur Spielung desjenigen Instrumentes verpflichtet, als dieser für gut findet. Hiergegen kann keine Einwendung gemacht werden“. Die Pflichten der Mitglieder wurden sehr straff gehandhabt; so konnte es leicht zum Ausschluss eines Mitgliedes kommen. In § 5 der Statuten heißt es außerdem: „Mitglieder welche vor schon bestimmten u. versprochenen Musickunternehmungen (Unterhaltungsmusick, Hochzeit oder sonstigen Festlichkeiten) aus der Gesellschaft austreten oder ohne geeigneden Grunde fern bleiben, sind für den der Gesellschaft entstandenen Schaden haftbar zu machen.“ Außerdem wurde für das Fernbleiben bei Proben eine Strafe von 20 Pfennig und für den verspäteten Probenbesuch von 10 Pfennig festgesetzt. Zum Vergleich: 1908 betrug der Stundenlohn eines Arbeiters 28 Pfennig.
Dass es zu dieser Zeit neben der „großen“ Kapelle auch eine kleine Tanzmusikbesetzung gab, ist ebenfalls aus den Statuten von 1908 ersichtlich, weil hier ein gesonderter Obulus an die Spielenden ausbezahlt wurde. Letztlich wurde festgelegt und beschlossen: „Der Musikdirektor wacht über die Beachtung der Statuten“.
Das noch vorhandene Ausgaben- und Einnahmenbuch, welches ab 1908 geführt wurde, zeugt ebenso von den Unternehmungen und Veranstaltungen der Musikgesellschaft Wolfegg. So hat sie am 29. Mai 1908 die Reitergruppe aus Rötenbach beim Blutritt in Weingarten begleitet und von dieser dafür 8 Mark Lohn erhalten. Von der Stadtpflege Weingarten hat es für die musikalische Umrahmung des Blutfreitags zusätzlich 18 Mark in die Vereinskasse gegeben. Der Blutfreitag in Weingarten war und ist einer der kirchlichen Höhepunkte im Vereinsjahr der Kapelle. Den Ablauf des Blutfreitags am 29. Mai 1908 beschreibt Schriftführer Martin wie folgt:
„Abfahrt morgens 4 Uhr mit Fuhrwerk; Ankunft in Weingarten um 5 1/4 Uhr im goldenen Adler. Von dieser Wirtschaft aus ... wurde die Reitergruppe Rötenbach unter den Klängen des Breisgau- Marsches in den Kasernenhof begleitet. ... Während der Prozession wurden abwechslungsweise die Parademärsche v. Dinser u. Eder gespielt. Nach dieser Fortbegleitung 7 ½ Uhr marschierte man mit dem Verein in geschlossenem Zuge in den Gasthof zum Bären. Daselbst Frühschoppen u. einige Musikvorträge. Von 8 – 9 Uhr war Pause, wo jedes Mitglied sich frei bewegen konnte. Präzis 9 Uhr wieder Antritt beim Bären u. daselbst Abmarsch in geschlossenem Zuge ... zur Rückbegleitung der Prozession.“ Beim Blutritt 1909 erfahren wir, „bei diesem Anlasse kamen die zwei Herren mit den Holzinstrumenten zu spät u. mussten dem Zuge nachspringen, welches allerdings nicht vorkommen sollte. Nach der Prozession wurde die Reitergruppe Rötenbach in den Gasthof zum Adler zurückbegleitet. Daselbst war Mittagessen u. musikalische Unterhaltung. … Nachdem der Adlerwirt Pfleghar zur Feier des Blutfreitags ein 46 l Fass Bier gespendet hatte, war von 2 – 4 Uhr wieder Pause u. konnte sich jedes Mitglied nach seiner Wahl diese Zeit zubringen. Abends etwa 5 Uhr noch einige Musikstücke im Adler. Nachher ging es in feucht- fröhlicher Stimmung per Fuhrwerk wieder der Heimat zu, mit dem Bewusstsein einen schönen Tag erlebt zu haben.“ In späteren Jahren wurde oft der Polizei Weingarten am Blutfreitag ein Trinkgeld verabreicht – warum, erfahren wir leider nicht ... Die Kassenprüfung fand keinerlei Beanstandung; der Musikdirektor war gleichzeitig auch Kassenprüfer.
Weitere kirchliche Höhepunkte im Vereinsjahr waren die Fronleichnamsprozession, der „Weiße Sonntag“, die Firmung sowie die „Papstfeier“ in Wolfegg. Bei letzterer Feier erlaubte der Wolfegger Pfarrer Mayer 1908 der Musikgesellschaft die Teilnahme, wie der Chronist vermerkt: „Zum ersten male seit Menschengedenken durfte unsere Kapelle auf dem Podium spielen, abwechslungsweise neben dem Kirchenchor“.
Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts nahmen die regionalen Musikfeste einen wichtigen Stellenwert im Vereinsleben ein. Bei Wertungsspielen wurde das musikalische Zusammenspiel gefördert. Eines der ersten größeren Musikfeste war das Musikfest der Stadtkapelle Waldsee. Bei strömendem Regen nahm die Musikgesellschaft Wolfegg am 19. Juli 1908 dort teil. Mit dem Zug ging es von Wolfegg dorthin und auch wieder nach Hause...
Am 05. September 1908 musste der Chronist auf Wunsch der Mitglieder eine abgehaltene Musikprobe schriftlich fixieren: „Auf Wunsch verschiedener Mitglieder sollte in diese Kronick auch eine Probe niedergelegt werden. Diese Probe wurde am 5. September, Samstags, in üblicher Weise abgehalten von 8 ½ Uhr- 11 Uhr abends. Es konnten aber, angetrieben von den 31 l Bier, die Herr Bräumeister Schneider spendete, noch nicht alle Mitglieder kommen. Und so blieben Sie noch 14 Mann an der Zahl in aller Gemütlichkeit unter Würfelrollen u. Klavierklang bei einander u. vertilgten nochmals 46 l Bier u. ¼ l Koniack. Zusammen 77 l. Es wurde dann u. wann der Wunsch ausgesprochen, einmal muß geschieden sein, wurde aber dabei niemand aufgeregt. Die Zeit verrann aber Stunde um Stunde u. die Sitzung dauerte immerfort. Die Morgenröthe stieg allmälich herauf im Osten. Horch ! Was schlägt vom Turm – es ist 5 Uhr. Alle traten den Heimweg an. ...“
Jährlich, so auch am 25. Februar 1909, nahm die Musikgesellschaft an der festlichen Feier des „Königs-Geburtstages“ teil, der mit Kirchgang um 9 Uhr begann und um 9 Uhr abends mit Tanzmusik in der Post endete. Bilanz: „Einnahmen der Musick 41 Mark u. ungefähr 50 l Bier“.
In den Jahren 1908 und 1909 stellt der Chronist abschließend fest: „Abgehalten wurden insgesamt 42 Musikproben“. Neben Unterhaltungsmusik in den Nachbargemeinden kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz. So wurden des öfteren auch „Proben“ bei Musikdirektor Mittelberger in Wolfeggerberg abgehalten, von denen der Chronist schreibt: „Einmal muss geschieden sein...“.
Musikdirektor Mittelberger stand in regem Kontakt zu Komponist Dinser in Mengen, wie zahlreiche dokumentierte Telefongebühren in der Vereinsbilanz aus dieser Zeit belegen.
Am 16. August 1909 spielte die Musikgesellschaft zur Einweihung des neuen Schulgebäudes in Wolfegg und am 1. April 1911 wurde anlässlich der Einsetzung von Schultheiß Josef Katein im Gasthof Post <„Tafelmusik“ aufgeführt. Zur Fohlenmusterung auf dem Gut Grimmenstein wurde am 12. Mai 1912 „konzertiert“: „Das Freibier wurde von Seiner Durchlaucht Fürst Maximilian von Waldburg-Wolfegg gespendet. Es wurde von den Musikern sehr in Anspruch genommen.“
Auch bei Hochzeiten und Faschingsveranstaltungen hat die Musikgesellschaft Wolfegg musikalisch mitgewirkt. Der aktive Musiker Joseph Schick aus Wassers schreibt 1913 in seinem Gedicht: „Z´Wolfegg isch a Musickkapell, Spielt bei Hochzeiten u. bei Bäll. Sind lauter kreuzfidele Leut, gar wenn’s no was zum trinken geit.“
Am 16. Juni 1912 unternahm die Musikgesellschaft Wolfegg einen größeren Ausflug nach Dornbirn in die Rappenlochschlucht. „Um etwas billiger zu reisen, wurde der Kirchenchor von Alttann auch eingeladen...“.
Ein von früheren Musikern über Jahrzehnte in Erinnerung behaltener und oft an die nächste Musikergenerationen überlieferter Ausflug fand am 03./04. August 1913 nach Oberstdorf – Rohrmoos statt, welcher laut Schriftführer Martin von einer Wirtschaft zur anderen führte... . Auf elf Seiten berichtet der Chronist, wie lustig es bei diesem zweitägigen Ausflug zuging: „So machten sich die Mitglieder auf den Weg nach Kißlegg auf die Bahn mit gutem Festhumor, der Kassier mit einem wohlgefüllten Geldbeutel. 5 Uhr 54 wurde das Dampfroß bestiegen in der Richtung Hergatz“. Dort ging es dann schon recht gemütlich zu, denn „statt Kaffee zu trinken“ kam „...ein großer Humpen Bier auf den Tisch...“. Als die Musiker nach etlichen Wirtschaften endlich in Rohrmoos ankamen, wurde „Musick zur gemütlichen Unterhaltung“ aufgeführt; „...als sich die letzten Musikanten aufs Ohr legten, war es morgens 3 Uhr“ – geweckt wurden sie wenig später „durch das Schellengeläute von 80 Kühen, welche in der Umgebung weideten“. Die Geselligkeit kam auch am folgenden Tage nicht zu kurz, sodass der Chronist endlich nach Rückkehr der Reisenden in der Heimat Wolfegg zum guten Schluss schreibt: „Der Ausflug wird jedem Musiker eine schöne Erinnerung sein für sein ganzes Leben !“ – zu diesem einmaligen Ausflugserlebnis der Musikkapelle Wolfegg sei der kürzeste Musikerwitz angefügt: „Ein Musikant läuft an einer Wirtschaft vorbei ...“.
Aufspielen zu nationalen Gebräuchen war auch angesagt: „Am 17. Oktober 1913 wurde ein großes Freudenfeuer abgebrannt auf der Süh zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leibzieg. Von der Musik wurden patriotische Stücke gespielt“.
„Für ein Ständchen für Seine Durchlaucht Fürst von Wolfegg im Schlosshof“ gab es oft eine großzügige Spende, die für Instrumenten- und Notenkauf verwendet wurde. Auch die kirchliche und weltliche Gemeinde zeigte sich in dieser Hinsicht sehr zuvorkommend.
Einen schönen Tag durfte die Musikgesellschaft Wolfegg bei ihrem Ausflug nach Konstanz und zur Insel Mainau am 19. Juli 1914 erleben. 19 Mitglieder waren bei schönstem Wetter mit der Bahn unterwegs. Der Chronist bemerkt aber: „8 Tage später u. dieser Ausflug würde nicht mehr gemacht werden können, denn ohne Antrag stand man vor dem Ausbruch des großen Weltkrieges“.
Am 25. Februar 1915 konnte das Königsfest nochmals feierlich abgehalten werden. „Ein solch langer Festzug in die Kirche wurde noch nie zuvor beobachtet, denn es beteiligten sich sämtliche Krieger u. Soldaten“. Das anschließende Ständchen im Schlosshof galt den Verwundeten der Gemeinde. Seine Durchlaucht Fürst Maximilian spendete nicht nur der Musikgesellschaft, sondern auch den Angehörigen der Verwundeten.
„Das verflossene Jahr (1915) war auch für die Musikgesellschaft ein schweres. Proben konnten seit Ausbruch des Krieges nur wenig abgehalten werden, denn der Ernst der Zeit war hierzu nicht geeignet.“ Sechs Mitglieder der Musikgesellschaft Wolfegg wurden bis zu diesem Zeitpunkt zum Kriegsdienst berufen. Wegen des Krieges wurde an Fronleichnam 1916 auf Unterhaltungsmusik verzichtet. Der Chronist schreibt nun von ersten Gefallenenmeldungen und Beisetzungen. Weitere Berichte sind der Chronik nicht zu entnehmen.
Während der Kriegsjahre sind nur wenige Einnahmen und Ausgaben verzeichnet. Dies ist ein Hinweis, dass die Vereinsaktivitäten fast zum Erliegen kamen.
Am 14. September 1919 beteiligte sich die Musikgesellschaft Wolfegg unter der Leitung von Dirigent Josef Mittelberger erstmals wieder an einem Musikfest, abgehalten in Bergatreute. Der „Tafelträger“ erhielt dabei einen Lohn von 5 Mark.
Einen Ausflug nach Oberstdorf und Rohrmoos wurde am 30./31. Juli 1922 mit „17 Mann“ per Bahn durchgeführt. Die Kosten beliefen sich aufgrund der anstehenden Inflation auf 1.777,90 Mark.
1923 hatte die Inflation ihren Höhepunkt erreicht: Für das Geburtstagsständchen des Fürsten von Wolfegg erhielt die Musikgesellschaft eine Spende von 40.000 Mark. Der Kassier Friedrich Martin schreibt im Bilanzbuch: „Pfeife u. Taback 10.000 Mark; 4 Glas Bier, 2 l Most 4.000 Mark; 8 Flaschen Bier 9.900 Mark“. Am Ende des Jahres 1923 hatte die Musikgesellschaft einen Kassenbestand von 64.274 Mark zu verzeichnen.
In den Jahren 1924 bis 1926 beschränkten sich die Aktivitäten mangels Nachwuchs auf Tanzmusik in kleiner Besetzung. Am 13.12.1926 hatte Schultheiß Katein in Erfahrung gebracht, dass „die Musikgesellschaft Wolfegg ihre Auflösung und den Verkauf ihrer Instrumente beschlossen habe“. Der Kassenstand zu Ende des Jahres 1926 mit 161,36 Mark war zugleich der letzte Eintrag im Kassenbuch. Die Musikgesellschaft Wolfegg war aufgelöst, wobei Schultheiß Katein den Verkauf der Instrumente und Noten verhindern konnte: „Falls eine Musikkapelle augenblicklich keinen Bestand haben sollte, so können die Instrumente im Rathause aufbewahrt und einer späteren Kapelle oder einem Musikverein übergeben werden“.
Die Folgen des ersten Weltkrieges, die Abschaffung der Monarchie, die Inflation sowie die ungefestigten demokratischen Strukturen der Weimarer Republik veränderten das traditionelle Gesellschaftsgefüge. Eine Musikkapelle, wie die Musikgesellschaft Wolfegg, ohne gefestigte Vereinsstruktur und nur aus 20 aktiven Musikern bestehend, war den Anforderungen der Zeit, vor allem auch finanziell, nicht mehr gewachsen.
Schon zwei Jahre nach Auflösung der Musikgesellschaft Wolfegg war es der Wunsch Vieler und nicht zuletzt des alten Dirigenten Josef Mittelberger von Wolfeggerberg, dass sich eine Kapelle neu zusammenfinden sollte. Dazu traten am 03. Januar 1929 die verbliebenen Mitglieder der Musikgesellschaft Wolfegg zusammen, um die Weichen für eine Vereinsgründung zu stellen. Die Gründungsversammlung fand dann am 04. August 1929 im Gasthof zur Brücke in Wassers statt, wo auch das Probelokal der Kapelle eingerichtet wurde. In dieser Versammlung wurde der fürstl. Rechtsrat Dr. jur. et rer. pol. Lorenz Kuchtner zum ersten Vorstand gewählt. Stellvertreter des Vorstands wurde Wagnermeister Anton Angele. Bis zur folgenden Versammlung am 08. September 1929 wurde eine neue, elfseitige Satzung ausgearbeitet, nach der der Verein nun künftig „Musikverein Wolfegg“ bezeichnet wurde und die Musikkapelle Bestandteil des Vereins war. Bei der konstituierenden Versammlung waren 42 Mitglieder anwesend, welche die übrigen Vorstandsmitglieder, als Schriftführer Aktuar Franz Neff, Kassier Friedrich Martin sowie die Ausschussmitglieder Josef Hartmann, Alois Unold und Johann Stauber wählten. Künftig konnte der Verein auch „passive“ Mitglieder aufnehmen. Als Dirigent wurde Oberpostsekretär Paul Bayer aus Weingarten engagiert. Von der Gemeinde und der Standesherrschaft Wolfegg erhielt der Verein einmalige Zuschüsse für die Anschaffung von Instrumenten. Auch eine Sammlung, die 1.300 Reichsmark einbrachte half, die finanzielle Lücke zu schließen.
Am 23. Juli 1929 beteiligte sich die Musikkapelle Wolfegg mit ihrem neuen Dirigenten Paul Bayer am Wertungsspiel in Ellwangen. Aus dem „Waldseer Tagblatt“ erfahren wir die begeisterten Worte: „Gestern abend etwa um ½ 8 Uhr kam die Nachricht, dass unsere Kapelle einen 1a Preis für ihre Leistung erhalten habe. Kanonendonner verkündete dieses freudige Ereignis der ganzen Teilgemeinde. Sofort scharte sich der hiesige Veteranenverein um seine Fahne, um die preisgekrönte Kapelle am Ortseingang würdig zu empfangen...Unter den Klängen eines schneidigen Marsches, unter nochmaligem Kanonendonner und unter nicht endenwollenden Hurrarufen zog der stattliche Zug durch den Ort Wolfegg ins Gasthaus zur Brücke in Wassers, wo selbst noch eine Freudenfeier zu Ehren unserer Musikanten stattfand“.
Eine Faschingsveranstaltung wurde vom Musikverein Wolfegg am 03. März 1930 im Gasthaus zur Brücke „mit Konzert, Theater und Tanz“ organisiert. Im selben Jahr wurde die Beschaffung von Uniformen für die Musiker beschlossen, welche durch die Aufnahme zinsloser Darlehen ermöglicht wurde. Sie wurde von der Firma Kraft in Weingarten bezogen.
Am 13. August 1930 wurde der neugegründete Verein endlich beim Amtsgericht Waldsee in das Vereinsregister, Bd. I, Blatt 60 eingetragen. Seither wird der Verein unter dem Namen „Musikverein Wolfegg e.V.“ geführt.
Nach einem Zeitungsartikel hatte sich die Kapelle am 11. August 1932 am 50-jährigen Vereinsjubiläum mit Fahnenweihe bei der Patenkapelle Rötenbach beteiligt: „Hierauf brachte H. Angele von Wolfegg den Glückwunsch des Patenvereins zum Ausdruck mit dem Bedauern, dass es dem 1. Vorsitzenden, fürstl. Rechtsrat Dr. Kuchtner, wegen dienstlichen Gründen leider nicht möglich war, am Fest teilzunehmen. Unter Ueberreichung eines Fahnenbandes wünschte er, dass die neue Fahne stets Zeugin erfolgreichen Schaffens und friedlichen Strebens im Verein und freundnachbarlicher Beziehung zum Patenverein sein möge“.
Am 16. Oktober 1932 veranstaltete die Musikkapelle ein Herbstkonzert im Gasthaus Brücke in Wassers. Neben der Ouvertüre `Milanese´ von Baumann spielte die Kapelle auch ein Intermezzo aus Hoffmanns Erzählungen von Offenbach. Kurze Zeit später fand am 11. Dezember 1932 im Gasthaus zur Post in Wolfegg zu Gunsten der Winternothilfe ein Wohltätigkeitskonzert mit ebenfalls anspruchsvollem Programm statt.
Der spätere Schriftführer Josef Schmitt berichtet in seiner Chronik von 1949 über die politisch und vereinstätig turbulenten Jahre 1929 bis 1939 in kurzer prägnanter Form: „Während des Bestehens des Musikvereins wurden 6 Mitgliederversammlungen, darunter eine außerordentliche, abgehalten. Vorstandssitzungen haben insgesamt 31 stattgefunden, die letzte davon am 1.November 1939. Die Beschlüsse der Versammlungen und Sitzungen können in dem 105 Seiten umfassenden Vereinsprotokoll nachgesehen werden. Der Vorstand hat sich während der Zeit des Bestehens einige Mal verändert. ... Infolge Zwistigkeiten in der Kapelle ist im April 1937 der Dirigent, OPS. Bayer aus Weingarten ausgeschieden. An seine Stelle trat Franz Mittelberger aus Pfarr, ein Sohn des alten Wolfegger Musikers und Dirigenten Josef Mittelberger. ... Durch Schreiben im Januar 1939 erklärte auch der Vorsitzende, Dr. Kuchtner, seinen Austritt, weil er durch Übertritt zur Wehrmacht von Wolfegg weggezogen sei. Die Geschäfte wurden vom stv. Vorsitzenden (Josef Unold) ... weitergeführt. Am 1. September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, so dass von diesem Zeitpunkt ab die Vereinstätigkeit nur erschwert ausgeführt werden konnte. Mancher Musiker musste seine Uniform im Laufe der Kriegsjahre mit der des Heeres tauschen. Gefallen sind während des Krieges 3 Musiker und 3 Vereinsmitglieder. ... Nur kurz soll noch die Mitgliederzahl zu verschiedenen Zeitabständen angegeben sein. Sie betrug: am 30.11.1930 22 Musiker, 150 Mitglieder; am 31.1.1932 23 Musiker, 156 Mitglieder; am 28.11.1935 23 Musiker, 122 Mitglieder. Diesen Stand mag der Verein, soweit nicht vom Kriege beeinflusst, bis zu Ende beibehalten haben“.
Das alte Protokollbuch des Musikvereins Wolfegg endet am 01. November 1939 mit der Teilnahme an der Beisetzung von Ehrenmitglied Josef Mittelberger von Wolfeggerberg, der 34 Jahre als Dirigent der Kapelle vorstand. Über weitere Vereinsaktivitäten erfahren wir nur kurz aus einem späteren Chroniknachtrag von Schriftführer Schmitt: „Als sich dann im Jahre 1939 der zweite Weltkrieg entfesselte, konnte der Musikverein sich mühevoll über die Kriegszeit hindurchringen, ist aber dann, wie so vieles, ein Opfer des unglückseligen Kriegsausganges geworden und hat am 28.4.1945 durch den Einmarsch französischer Truppen ein jähes Ende gefunden. Wolfegg war wieder ohne Musikverein“.
Durch Verordnung des Commandant en Chef Français en Allemagne vom 12. Dezember 1945 und mit Verfügung des Administrateur Général vom gleichen Tage wurde das Vereinsrecht im französisch besetzten Gebiet wieder hergestellt. „Die Last des verlorenen Krieges, die Unannehmlichkeiten durch die Besatzung, die Rechtlosigkeit der zivilen Bevölkerung und noch manch anderes drückte schwer auf das Gemüt der geplagten Bewohner und ließen nicht mehr viel an Freude und Frohsinn aufkommen“, so Schriftführer Josef Schmitt in seiner Chronik. So war es nicht verwunderlich, dass erst zwei Jahren nach Ende des Krieges der Versuch einer Neugründung unternommen wurde. Das Inventar des Musikvereins hatte sich zwar erhalten, doch für eine Neugründung bedurfte es der Genehmigung der französischen Militärregierung. Außerdem durfte weder Antragssteller noch Vorstandsmitglieder Parteiangehörige der NSDAP gewesen sein.
Im Frühjahr 1947 trafen sich die drei alten Musikkameraden Josef Hartmann, Friedrich Martin und Franz Mittelberger, um einen Antrag auf Neugründung eines Musikvereins zu stellen. Die französische Militärregierung entsprach dem Antrag positiv. Am 17. August 1947 fand die Gründungsversammlung des Musikvereins Wolfegg e.V. im Gasthaus zur Brücke in Wassers statt. Bäckermeister Franz Fischer wurde zum 1. Vorsitzenden, Anton Angele zum Stellvertreter, Josef Schmitt zum Schriftführer gewählt. Als Dirigent fungierte wieder Franz Mittelberger. Schon nach kürzester Zeit zählte der Verein 18 Musiker und 119 Mitglieder. Der Vereinsbeitrag wurde wie früher auf 3 Reichsmark festgelegt.
Für 1948 wurden von Schriftführer Josef Schmitt bereits 26 Veranstaltungen dokumentiert, wobei die Kapelle auch bei kirchlichen Anlässen wieder aufspielen durfte. Dem Selbstverständnis der damaligen Zeit entsprechend, stand für den frisch gewählten Vorstand die Anschaffung einer Fahne im Vordergrund. „Ein Verein ohne Fahne ist überhaupt kein Verein“, so der 1. Vorsitzende in einer Vorstandssitzung 1948. Drei örtliche Ausschüsse wurden gebildet, die durch Sammlung die notwendigen 600 DM aufbringen sollten. Die Musikkapelle spielte zur Finanzierung auch kleine Ständchen in den Ortschaften. Die Firma Osiander in Ravensburg wurde mit der Anfertigung einer neuen Fahne unter Verwendung von Elementen der alten Wolfegger Kyffhäuserfahne beauftragt. Josef Kling von Wolfeggerberg wurde zum Fähnerich, Blasius Gläser von Wassers und Georg Amann von Neckenfurt zu Fahnenbegleitern bestellt.
Am Sonntag, dem 22. Mai 1949 war der große Tag der Fahnenweihe. Bei strömendem Regen trugen acht Festjungfern die verhüllte Fahne, begleitet von Festreitern, der Patenkapelle Rötenbach und der Musikkapelle Wolfegg sowie festlich geschmückten Landauern zur Kirche. Die Weihe der Fahne erfolgte durch den Wolfegger Pfarrer Iländer. Wegen der schlechten Witterung hatten mehrere umliegende Kapellen die Teilnahme am Festumzug am Nachmittag kurzfristig abgesagt. So wurden nach kurzem Umzug die Feierlichkeiten im Gasthaus Post fortgesetzt. Dort wurden auch Ehrungen verdienter Mitglieder vorgenommen. Der Schriftführer bemerkt zum Schluss seiner Ausführung: „Der Musikverein Wolfegg hat nun die seit langem so heiß-ersehnte Fahne. Sie möge dem Verein ein ständiges Wahr- und Mahnzeichen treuer kameradschaftlicher Gesinnung bleiben... Es mögen ihr viele edeldenkende Männer folgen, die stets mit Stolz auf sie schauen“.
Zum ersten Mal wurde die neue Fahne am Blutfreitag, den 27. Mai 1949, in Weingarten von Fähnerich Josef Kling getragen.
Bei der Mitgliederversammlung am 13. November 1949 wurde der spätere Bürgermeister Alfons Rummel zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Wegen schlechtem Probenbesuch legte Dirigent Franz Mittelberger in der Sitzung am 28.09.1950 sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde Musiklehrer und Militärmusiker Wilhelm Prüß aus Ravensburg.
Am 27. September 1950 nahm die Musikkapelle Wolfegg große Anteilnahme am Tod ihres ältesten Ehrenmitglieds S.D. Fürst Maximilian von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee. Er war ein großer Förderer und Gönner der Wolfegger Musikkapelle gewesen.
Vorstand Alfons Rummel war besonders darum bemüht, das musikalische Niveau der Kapelle durch Dirigent Prüß zu steigern. Leider gelang dies der Kapelle nicht, außerdem fielen hohe Dirigentenlohnkosten an. So entschloss man sich 1953 den 65-jährigen Anton Angele, Altmusiker und bisheriger zweiter Vorstand, zum Dirigenten zu wählen. Am 16. Mai 1954 übernahm der Musikverein Wolfegg bei der Fahnenweihe in Alttann die Patenschaft. Ebenso wurde in diesem Jahr das Theaterstück „Die Bettelprinzessin“ am Stefanstag aufgeführt. Die Teilnahme am ersten großen Nachkriegs-Musikfest in Bergatreute 1955 wurde nicht als verpflichtend angesehen, „weil Bergatreute bei der Fahnenweihe in Wolfegg seinerzeit auch nicht erschienen ist“.
In der Vorstandssitzung am 17. April 1956 im Gasthaus Linde in Wassers, legte Dirigent Anton Angele seine Tätigkeit nieder. Sein Nachfolger als Dirigent wurde Alfons Zeug aus Wolfegg. Im selben Jahr wurde die Anschaffung neuer Uniformen beschlossen. Durch Haussammlungen und Spenden konnte das nötige Geld hierfür zusammengebracht werden. Zur Primiz von Pater Karl Graf aus Grund am 07. Juli 1956 konnte sich die Kapelle erstmals in ihren neuen Uniformen präsentieren.
Bürgermeister Alfons Rummel war bis zur Mitgliederversammlung am 31. Januar 1965 erster Vorsitzender. In seiner Ära wurde die jährliche Altmaterialsammlung eingeführt, um so die Vereinsfinanzen erheblich zu verbessern. Zum neuen Vorstand wurde 1965 Ludwig Fricker gewählt. Sein Stellvertreter wurde Wolfgang Adler. Das Amt des Schriftführers übernahm Eduard Wegmann, Kassier wurde Georg Amann.
Im August 1965 wurde erstmals ein Gartenfest „in einem schön gelegenen Obstgarten in Pfarr bei Wolfegg“ durchgeführt. Bei „großer Hitze“ schrieb die Schwäbische Zeitung „fuhren die Bauern an diesem Tag zunächst manche Wagen gutes Öhmd nach Hause, und das Bad im Stockweiher war überfüllt mit Badegästen“. So wurde es am Abend erst richtig gesellig als sich „viele von der farbenfroh beleuchteten Festwiese und der schmissigen Stimmungsmusik der Musikkapelle Wolfegg anlocken ließen“.
Am 08. Juli 1967 unternahm die Musikkapelle Wolfegg unter Dirigent Alfons Zeug einen Ausflug zum Oberjoch und in den Bregenzer Wald. Dabei bemerkte der Chronist beim Erklimmen des Oberjochs: „Einige jüngere Musikanten ließen es sich nicht nehmen und bliesen mehrere Trompetensolos ins Tal hinab, die sich sehr schön anhörten“.
Alfons Zeug, der bis zu seinem Tode im Jahr 1970 als Dirigent der Musikkapelle tätig war, machte sich besonders um die Ausbildung junger Musiker verdient. Die Musikkapelle Wolfegg nahm unter seiner Leitung am 13.07.1968 am Wertungsspiel beim Kreismusikfest in Haidgau in der Unterstufe teil. Mit einem I. Rang mit Auszeichnung kehrten die Musikanten nach Wolfegg zurück.
1968 wurde „von dem zuverlässigen Fähnerich Josef Kling“ vorgebracht „dass sich die Vereinsfahne des Musikvereins gerade nicht mehr im besten Zustand befinde“. Eine neue Vereinsfahne wurde unter Verwendung des Gemeindewappens der alten Fahne von der Firma Ostermeier in Aulendorf für 1.200 DM angefertigt. An der Erstkommunion desselben Jahres rückte die Musikkapelle „zur vollsten Zufriedenheit aller Mitglieder“ erstmals mit der neuen Fahne aus. Diese war bis ins Jahr 2017 in Gebrauch.
„Ehrung! Am 4. Januar 1969 beging das Ehrenmitglied, Herr Bürgermeister i.R. Katein, seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Grunde ehrte ihn die Musikkapelle mit einem Ständchen“.
Ein Musikball fand 1969 im Gasthaus „Post“ in Wolfegg statt. Die aktiven Musikanten zeigten sich erstmals „in ihren neu angefertigten Faschingstrachten“. Auch die Jugendkapelle wurde an diesem Abend „durch viel Beifall seitens der Tanzlustigen belohnt“.
1970 übernahm Elmar Blank, bisher Vizedirigent, die Dirigententätigkeit in der Musikkapelle Wolfegg. Er führte die Arbeit seines Vorgängers fort. Am 1. und 2. Mai 1970 führte die Musikkapelle Wolfegg unter Reiseleitung von Dirigent Elmar Blank einen Ausflug nach Locarno durch. Die Presse schrieb in ihrer Überschrift kurz und bündig: „Konzert in Locarno in Hemdsärmeln – Zweitägiger Jahresausflug der Musikkapelle Wolfegg nach dem sonnigen Süden“.
1972 wurden zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte neue Uniformen angeschafft. Erstmals wurde für Musikantinnen, die bis dahin eher selten in den regionalen Musikkapellen anzutreffen waren, ein dem damaligen Zeitgefühl entsprechender „Minirock“ als Bekleidung und ein „Schiffchen“ als Kopfbedeckung angeschafft. Am 15. und 16. Juli 1972 trat die Musikkapelle anlässlich der Primiz von Pater Karl Heinz Lobendanz zum ersten Mal in der neuen Uniform an die Öffentlichkeit. Die Musikkapelle nahm außerdem am Wertungsspiel des Kreismusikfestes in Rötenbach teil und konnte einen I. Rang erlangen. Im selben Jahr wurden 84 Proben und 64 Auftritte notiert.
Die Vorstände Ludwig Fricker und Wolfgang Adler organisierten in den 1970er Jahren große Gemeindefeste für die Musikkapelle: Das Gartenfest in Pfarr, der Musikball oder das herbstliche Weinfest in der neu erbauten Gemeindehalle. Dirigent Elmar Blank gestaltete Wunschkonzerte im Postsaal sowie gemeinsame Weihnachtskonzerte mit dem Liederkranz Alttann. 1974 bot Dirigent Elmar Blank mit 27 aktiven Musikern ein gekonntes Weihnachtskonzert dar. Auch die Jugendkapelle unter der Leitung von Adolf Käser und Josef Brillisauer konnte mit stolzen 23 Jungmusikern ihr Bestes geben.
1976 führte der Jahresausflug der Musikkapelle zusammen mit den Jungmusikanten in den schön gelegenen Luftkurort Arosa / Schweiz. Ebenso wurde in demselben Jahr ein Kameradschaftsabend der aktiven Musiker und Jungmusiker im Postsaal veranstaltet: „Auch der aktive Musiker Josef Halder von Annaburg wusste den Kameradschaftsabend zu verschönern. Er führte Lichtbilder (Dias) vor. Es waren in der Hauptsache Aufnahmen von den Musikkameraden bei gemütlichem, kameradschaftlichem Zusammensein. Er erntete reichlichen Beifall“. Diese Tätigkeit übt der aktive Hornist Josef Halder sen. bis heute zur Freude aller Musiker aus.
1977 stellte sich Vorstand Ludwig Fricker nicht mehr zur Wiederwahl. Sein Nachfolger im Amt wurde Otto Häusele.
1979 wurde vom neugewählten Vorstand Gustav Mayer und 2. Vorstand Stefan Huber das 50-jährige Vereinsjubiläum organisiert. Die Jubiläumsfeier mit Ehrung von Gründungsmitgliedern fand in der Gemeindehalle Wolfegg statt. Die Patenkapelle Rötenbach sowie die Musikkapelle Wolfegg gestalteten den Abend.
Freundschaftskonzerte wurden in den Jahren 1980 und 1981 zwischen den Musikkapellen Oggelsbeuren und Wolfegg abgehalten. Dirigent Elmar Blank begeisterte die Zuhörer etwa mit der „Robin Hood – Ouvertüre“ und mit „Händels festlichen Tänzen“.
Ein besonderer Höhepunkt in der Geschichte der Musikkapelle war die 100-Jahr-Feier der Kapelle, welche vom 17. bis 19. Juli 1981 abgehalten wurde. Aus diesem Anlass veranstaltete die Musikkapelle Wolfegg ein großes Musikfest mit Festzug der Gastkapellen und vielen Festwagen. Unter der Schirmherrschaft von S.E. Erbgraf Johannes von Waldburg zu Wolfegg und Waldburg spielten zum Festakt im Festzelt die Patenkapelle Rötenbach und die Jubelkapelle Wolfegg auf. Der damalige Bezirksvorsitzende Josef Mütz ehrte Verdiente Mitglieder. Für 50-jähriges aktives Musizieren wurde Hornist Wilhelm Jäger mit dem Bundesehrenbrief ausgezeichnet. Nach einem Stimmungsabend mit der Trachtenkapelle Simmerberg war am Sonntag nach dem Festgottesdienst der eigentliche Höhepunkt mit dem Gesamtchor und Festumzug erreicht. Während des Festumzuges hatte sich das regnerische Wetter für kurze Dauer gewandelt, sodass der Umzug trocken durchgeführt werden konnte. Die Schwäbische Zeitung berichtete über dieses Fest: „Zu einer eindrucksvollen Demonstration der Volksmusik in Oberschwaben wurde am Wochenende das Jubiläumsfest zum hundertjährigen Bestehen der Musikkapelle Wolfegg. Am Umzug, der am Sonntagnachmittag wie durch ein Wunder trockenen Fußes über die Runden kam, beteiligten sich 17 Kapellen. Zwölf Festwagen, mit viel Liebe und Phantasie gestaltet, gaben dem Zug das optische Gepräge....“. Die Vorstände Gustav Mayer und Stefan Huber haben dieses musikalische Großereignis vorbildlich organisiert.
Anlässlich des Musikfestes legte Elmar Blank sein Amt als Dirigent nieder. Nachfolger wurde Hermann Hagmüller aus Ziegelbach. Dieser bestritt bereits am 28. November 1981 ein Doppelkonzert mit der Musikkapelle Molpertshaus. Die Musikkapelle Wolfegg spielte u.a. das Solostück „Die lustigen Trompeter“ mit den Solisten Klaus Hohl und Erwin Bertsch sowie das Solostück „Die beiden Schluckspechte“ mit den Solisten Erhard Hepp und Hans-Peter Häusele.
Am 15. Januar 1982 stellte sich Vorstand Gustav Mayer nicht mehr zur Wiederwahl. Sein Nachfolger im Amt wurde Dr. Winfried Duffner. Im Juni 1982 gestaltete die Musikkapelle Wolfegg als Patenkapelle das hundertjährige Jubiläum der Musikkapelle Rötenbach. Die Wolfegger Flügelhornisten Andrea Hartmann, Udo Leuter und Hubert Romer nahmen mit dem Vortragstück „Kleine Serenade“ bei den Jugendkritikspielen in Rötenbach und Isny mit großem Erfolg teil. Im gleichen Jahr wurde die Anschaffung einer typisch oberschwäbischen Tracht mit großem finanziellem Aufwand für die Musikkapelle Wolfegg getätigt. Es handelt sich hierbei um die in unserer Gegend etwa um 1830 typische Landtracht. Bei der Gestaltung der Tracht war der Trachtenberater Jürgen Hohl aus Eggmansried maßgeblich beteiligt.
Im August 1982 verstarb Fähnerich Josef Kling, welcher von 1949 an die Fahne getragen hatte. Sein Nachfolger wurde Bernhard Fleischer aus Wolfeggerberg.
Durch die Beziehung von Vorstand Winfried Duffner zum Holzhändler Giovanni Pozzi aus dem oberitalienischen Colico entstand die Idee, ein gemeinsames Konzert aufzuführen. Am 26. November 1983 fand das erste Gemeinschaftskonzert des „Coro Alpino di Colico“ mit der Musikkapelle Wolfegg in der Gemeindehalle statt. Aus dieser Begegnung entstand die bis heute lebhafte Gemeindepartnerschaft mit Colico. Im Rahmen dieses Gemeinschaftskonzertes übergab Dirigent Hermann Hagmüller den Taktstock an Klaus Hohl.
Im Juli 1984 trat die Musikkapelle Wolfegg zu einem Gegenbesuch in Colico an. Unter freiem Himmel wurde am Comer See ein eindrucksvolles Platzkonzert zusammen mit der "Banda di Villatico-Colico" veranstaltet.
Der Ausbau des Probelokales im Untergeschoß der alten Schule wurde 1985 realisiert. Das Vagabundendasein im heutigen Kameradschaftsheim der Feuerwehr und später in den Schulsälen war damit beendet.
Am 22. Juni 1985 nahm die Musikkapelle Wolfegg unter Dirigent Klaus Hohl am Wertungsspiel in Bavendorf mit 24 Musikern, darunter 6 Jugendlichen teil. Die Kapelle erhielt zur Freude aller Musiker einen I. Rang mit Auszeichnung.
Neben den Jahreskonzerten gestaltete Dirigent Klaus Hohl auch Freundschaftskonzerte, 1985 mit Vogt und 1987 mit Bergatreute. Die Freundschaft mit Colico wurde 1986 feierlich in einer Partnerschaftsurkunde besiegelt. Die Musikkapelle spielte aus diesem Anlass in der Alten Pfarr. Seither findet ein reger Austausch zwischen dem Musikverein Wolfegg und der Banda di Villatico-Colico statt.
Die Musikkapelle Wolfegg wurde am 29. Mai 1987 vom Weingartener Stadtpfarrer Pater Basilius Nagel und dem Weingartener Oberbürgermeister Rolf Gerich für 75-jährige Teilnahme am Blutfreitag in Weingarten geehrt: „Zur Verherrlichung Gottes in dankbarer Liebe für sein vergossenes Blut hat die Musikkapelle Wolfegg 75 Jahre hindurch die Reiterprozession am Blutfreitag in Weingarten begleitet. Als Dank und Anerkennung wird diese Urkunde und ein ehrendes Fahnenband verliehen.“
Das Jahr 1988 wurde geprägt durch die Teilnahme am Wertungsspiel in Waldburg und der Mitwirkung bei der Volksmusikhitparade anlässlich des Wolfegger Feuerwehrfestes. Der Auftritt der Musikkapelle Wolfegg wurde dabei im Südwestfunk live übertragen. Im Oktober 1988 wurde ein Ausflug der Musikkapelle nach München organisiert.
1989 dirigierte Klaus Hohl sein letztes Jahreskonzert. Übergangsweise übernahm Hubert Erath das Amt des Dirigenten. Bei der Generalversammlung im Frühjahr 1990 stellte Dr. Winfried Duffner sein Amt als erster Vorstand zur Verfügung. Die Versammlung wählte Wolfgang Kynaß aus Wolfegg zum neuen Vorsitzenden. Am 01.Dezember 1990 fand ein Doppelkonzert mit dem neuen Dirigenten Erhard Hepp aus Wassers zusammen mit der Musikkapelle Rötenbach statt. Die Jugendkapelle musizierte bei den Jahreskonzerten gemeinsam mit der Musikkapelle Wolfegg.
Ab 1990 wurden vom Musikverein Veranstaltungen wie die „Leise Flugschau“ auf der Tafelwiese, das traditionelle Gartenfest mit Flohmarkt sowie Fasnetsbälle organisiert.
Alfred Buchhorn aus Wassers übernahm 1994 für ein Jahr das Amt des Dirigenten von Erhard Hepp. 1995 nahm die Musikkapelle Wolfegg wieder unter der Leitung des Dirigenten Erhard Hepp am Wertungsspiel in Ziegelbach teil. In der Mittelstufe wurde die Kapelle mit der Note „Gut“ ausgezeichnet.
Ab 1995 bis heute wurden die Ausflüge der Musikkapelle Wolfegg oft in die Partnergemeinde Colico unternommen, um dort Konzerte zu veranstalten. Weitere Ausflüge führten nach Gurtweil (Schwarzwald) und Latsch (Südtirol).
1997 nahm die Musikkapelle am Wertungsspiel in Bad Wurzach mit der Note „Gut“ teil. Außerdem gab es einen Wechsel in der Vorstandschaft: Detlef Manz aus Grund löste Wolfgang Kynaß als ersten Vorsitzenden des Musikvereins ab.
Die Wolfegger Serenade wurde 1999 aus der Verantwortung der Gemeinde an Wolfegger Vereine übertragen. Der Förderverein Wolfegger Serenade wurde mit Musikverein, Sportverein und Fanfarenzug gegründet.
In Niederwangen nahm die Musikkapelle Wolfegg im Jahr 2001 unter Leitung von Erhard Hepp ebenfalls am Wertungsspiel teil. Mit dem Selbstwahlstück „Tolf Synir“ vom Ravensburger Komponisten Hans Felix Husadel und dem Pflichtstück „A little Concert Suite“ von Alfred Reed erhielt die Kapelle in der Mittelstufe das Prädikat „Mit hervorragendem Erfolg“. Zurück in Wolfegg ist die Kapelle nach der Wertungsspielbekanntgabe stolz und spielend durch den Ort gezogen, um die Bevölkerung an diesem Ereignis teilhaben zu lassen. Viele junge Musikerinnen und Musiker, welche durch die Jugendkapelle der Gemeinde Wolfegg gefördert wurden, haben erstmals zu diesem großen Erfolg beigetragen.
Im Januar 2001 nahm die Musikkapelle Wolfegg Abschied von ihrem ehemaligen Schriftführer, Wolfegger Bürgermeister und ältestem Vereins- und Gründungsmitglied Franz Neff. Die Beerdigung des 100-Jährigen fand in Bad Waldsee unter Teilnahme einer Abordnung des Musikvereins statt. Am 12.04.2002 wurde im Rahmen der Generalversammlung erstmals in der Vereinsgeschichte ein Vorstandsteam, bestehend aus Markus Baake, Robert Bauer und Josef Halder jun., gewählt.
Nach einjähriger Bauphase fand am 21. April 2002 die Einweihung der Erweiterung des Probelokales im Schulgebäude durch Pfarrer Claus Blessing und Bürgermeister Gerd Gröschl statt.
Die Kapelle ist bis heute bestrebt, in verschiedenen Konzertzyklen neben der klassischen auch zeitgenössische und symphonische Musik darzubieten. Im Jahreskonzert 2002 wurde mit den Musikstücken „Oregon“ von Jacob de Haan oder „Pique Dame“ von Franz v. Suppé, erstmals Oberstufenniveau gekonnt dargeboten. Als zusätzlicher Effekt wurde eine Großleinwand zur visuellen Darstellung der Musikstücke ins Programm integriert. In diesem Jahreskonzert wurde der älteste und langjährige Tenorhornist Alfons Hymer aus Rotenbach verabschiedet und nach über 55-jähriger Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied ernannt.
Im Frühsommer 2003 wurde das Jahresprogramm mit einer Konzertreise nach Colico eröffnet. Im Herbst fand zugunsten der Stiftung „Jugend-Dritte-Welt“ ein Benefizkonzert in der Stadthalle in Bad Waldsee statt. Auch hier stellte die Musikkapelle mit Stücken der Wiener Klassik ihr Niveau unter Beweis. Innerhalb weniger Wochen wurde ein weiteres Programm eingeübt und anlässlich des Jahreskonzertes in der Gemeindehalle aufgeführt.
In Wolfegg ist es guter Brauch, zu Jubiläen von Päpsten Linden zu pflanzen, wovon die Pius-Linde und die Leo-Linde vor dem Säulenhaus Zeugnis geben. S.D. Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee stiftete eine weitere Linde anlässlich des 25-jährigen Papstjubiläums von Papst Johannes Paul II. Am 26. Oktober 2003 hat die Musikkapelle Wolfegg die feierliche Pflanzung der `Johannes-Paul-Linde´ beim Schlossplatz musikalisch umrahmt.
2004 wurde im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums des „Musikverein Wolfegg e.V.“ die musikalische Vielseitigkeit der Musikkapelle erneut unter Beweis gestellt. Die Musikkapelle Wolfegg bedankte sich mit einer Konzertreihe bei ihren fördernden Mitgliedern. Im Frühjahr 2004 fand zum Jubiläumsauftakt das große Barockkonzert in der Stiftskirche Wolfegg gemeinsam mit den Kirchenchören der Gemeinde Wolfegg unter der Leitung der Dirigenten Erhard Hepp und Franz Ott großen Beifall: „Präludium e-moll für Orgel“ von Niclaus Bruhns, die bekannte „Wassermusik“ von Georg Friedrich Händel und „Panis Angelicus“ von Cèsar Franck versetzte die Zuhörer in die Barockzeit. Der Erlös des Barockkonzertes kam der Renovierung der Hör-Orgel in der Stiftskirche Wolfegg zugute.
Als Kontrast zu dem klassischen Barockkonzert fand im Sommer 2004 im Fürstlichen Hofgarten Wolfegg ein „Open Air-Konzert“ mit Klassikern der Jazzgeschichte bis hin zur modernen Rockmusik einen interessierten Zuhörerkreis.
Der Konzertzyklus zum 75-jährigen Vereinsjubiläum schloss mit dem Jubiläumskonzert im Herbst 2004 in der Gemeindehalle Wolfegg: Oberstufenstücke wie „Puszta“ von Jan Van der Roost oder „Charles Chaplin“ von Marcel Peeters brachten der Musikkapelle Wolfegg unter der Leitung von Erhard Hepp beachtlichen Beifall.
Im Januar 2005 gestaltete die Musikkapelle Wolfegg zugunsten der Tsunami-Opfer Südostasiens ein Benefizkonzert in der Stiftskirche Wolfegg. Bei diesem Konzert konnte die Summe von über 3.300 Euro in ein Projekt zum Wiederaufbau des Kindergartens Karunya in Colachel / Südindien an die Gemeinde Wolfegg überreicht werden. Bürgermeister Gerd Gröschl übergab dieses Geld persönlich an die Verantwortlichen in Colachel.
Im Sommer 2005 führte die Musikkapelle Wolfegg das Selbstwahlstück „Kilkenny Rhapsody“ von Kees Vlak im Rahmen des Wertungsspieles zum Kreisverbandsmusikfest in Haisterkirch auf. Zusammen mit dem Pflichtstück „Anterra“ von Pavel Stanek erlangte die Kapelle in der Mittelstufe die Bewertung „Mit sehr gutem Erfolg“.
Im Rahmen des Herbstkonzertes 2005 wurde der langjährige Fähnerich Bernhard Fleischer feierlich von seinem Amt verabschiedet und zum Ehrenmitglied ernannt. Die Vereinsfahne wurde unter den Klängen des Präsentiermarsches seinem Nachfolger Hubert Kling überreicht. Vorstand Josef Halder jun. würdigte in seiner Laudatio die Verdienste von Bernhard Fleischer, der über 50 Jahre dem Musikverein, zuerst als aktiver Posaunist, später als Fähnerich, angehörte.
Bei der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten, zum Beispiel in der Weingartener Basilika und in der Wolfegger Stiftskirche wurden Akzente der Kirchen- und Choralmusik gesetzt.
Als Auftakt zum 125-jährigen Vereinsjubiläum fand am 24. Mai 2006 ein Wohltätigkeitskonzert mit der Brass Band Oberschwaben / Allgäu und dem Luftwaffenmusikkorps I München-Neubiberg in der Gemeindehalle Wolfegg statt. Schirmherrin war I. D. Fürstin Viviana von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee. Zugunsten der Kirchenrenovation Wolfegg führte die Musikkapelle Wolfegg ebenso im Frühjahr 2006 mit Dirigent Erhard Hepp in Zusammenwirken mit dem Kirchenchor Wolfegg unter der Leitung von Chorleiter Franz Ott ein Benefizkonzert durch. Anlässlich des 250. Todestages von Komponist Wolfgang Amadeus Mozart wurde der musikalische Schwerpunkt auf seine Kompositionen gelegt. Durch die hervorragende Jungmusikerausbildung, besonders durch die gemeinsame Jugendkapelle aller Wolfegger Teilorte, wuchs die Musikkapelle Wolfegg auf fast 50 Musiker im Jubiläumsjahr an.
Vom 30.06. bis 03.07.2006 wurde Wolfegg zum Mittelpunkt der Blasmusik: Über 3.000 Musikanten aus dem gesamten Landkreis Ravensburg wurden zum 32. Kreisverbandsmusikfest erwartet. Der feierliche Festakt zum 125-jährigen Vereinsjubiläum fand im barocken Rittersaal auf Schloß Wolfegg statt – dem historischen Ort, welchem die edle Wolfegger musica den Glanz und die Blüte ihrer Jahrhunderte alten Wurzeln zu verdanken hat.
Fortsetzung folgt.